Tiergestützte Therapie

Schon seit langer Zeit werden Tiere zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, aber erst in den 80er Jahren wurde auch in Deutschland die tiergestützte Therapie publik und gelangt allmählich zu einer neuen Wertschätzung. Tiere mit weit entwickelten sozialen Fähigkeiten eignen sich hierbei besonders. Insofern werden auch heute noch schwerpunktmäßig Hunde, Pferde oder auch Lamas und Delfine eingesetzt. Denkbar wären aber auch Tiere wie Schweine, Gänse oder die kommunikativen Meerschweinchen. Das Tier, in diesem Fall der Hund, wird innerhalb der Therapie als Medium genutzt.

Die Patienten bekommen durch die Interaktion auf verschiedenen Ebenen Impulse, die zu einer Beschleunigung der Regenerationsprozesse bzw. dem Entwicklungsgeschehen beitragen können. Sowohl die Sensomotorik als auch die kognitiven und sozioemotionalen Kompetenzen der Patienten werden angesprochen und können mit Hilfe des Hundes stimuliert werden. Nachweislich führt der Kontakt zu Tieren und insbesondere zu Hunden zur vermehrten Ausschüttung von Oxytocin. Oxytocin ist ein wichtiges Hormon, welches Einfluss auf sämtliche Stressregulatorien hat. Es senkt den Blutdruck und den Cortisolspiegel, wirkt beruhigend und entspannend, es vermittelt das Gefühl von Geborgenheit und trägt zu einer vertrauensvollen Bindung bei. Untersuchungen belegen, dass sogar schon der Blickkontakt zu einem Hund ausreichen kann, um eine vermehrte Oxytocinausschüttung zu bewirken. Nähe und taktiler Kontakt z.B. beim Streicheln steigern die Produktion um ein Vielfaches.

Wirkungsweisen:

Ein Hund kann Motivation entfachen, motorische Fähigkeiten zu aktivieren, z.B. einen Reifen zu halten, damit der Hund hindurchspringt oder eine Futtersuchspur auszulegen. Er kann aufmuntern und animieren sich aktiv einzubringen aber genauso darin unterstützen, Ruhe zu finden, sich zu entspannen und zu genießen. Hunde können eingesetzt werden, um bestehende Kompetenzen vom Patienten zu unterstützen, neue zu fördern oder bei pathologischen Symptomen gegenzusteuern. Tiere sind als Interaktionspartner den Patienten gegenüber unvoreingenommen und verhalten sich im Kontakt immer nachvollziehbar, authentisch und klar. Oftmals können sie Brücken bauen und den Weg zu einer effektiven therapeutischen Maßnahme ebnen.

Die Ressourcen mit Tieren - wie dem Hund - als Therapiepartner zu arbeiten, sie zu nutzen, um Patienten effektiv zu unterstützen, birgt eine große Bandbreite an Möglichkeiten und schafft Alternativen in Bereichen, in denen man sonst an Grenzen stoßen würde. Die tiergestützte Therapie rückt immer weiter in den Fokus therapeutischer Berufsgruppen und gelangt auch gesamtheitlich zu mehr Anerkennung. Selbstverständlich muss neben den erforderlichen therapeutischen Kompetenzen des Therapiehundeführers auch immer das Wohl des Tieres mit seinen Bedürfnissen und Abneigungen berücksichtigt und gewahrt werden.

Nele Strahl